Freigeist (71) • Fastenzeit, Osterzeit, Frühlingszeit • Hör-Kolumne von Helmut Fink

Ostern ist aus christlicher Sicht das höchste Fest im Kirchenjahr. Dieser herausragenden Bedeutung entspricht die dramaturgische Inszenierung der Passion und Auferstehung Christi von der Karwoche bis zum Ostersonntag, wie sie von Gläubigen miterlebt und nachempfunden wird.

Moderne Theologen neigen dazu, diese biblische Erzählung symbolisch zu deuten; Physik und Philosophie beurteilen die darin geschilderten Vorgänge aus guten Gründen als äußerst unwahrscheinlich. Aus dieser wissenschaftlichen Position plädiert Helmut Fink dafür, die Jesuslegende als eine mythologische Erzählung unter vielen zu betrachten: die willkürliche Überhöhung eines Einzelschicksals, überliefert in wenig zuverlässigen, nachträglich umgeschriebenen Texten als Ausdruck eines speziellen Kulturbereiches in einer speziellen Epoche.

Dabei bietet die Osterzeit aus säkularer und naturalistischer Sicht allen Anlass zum Feiern, betont Helmut Fink: nämlich als Fest des Frühlings und der Lebensfreude.

 

31.03.2024|

Freigeist (70) • Kant und die Evolutionäre Erkenntnistheorie • Hör-Kolumne von Helmut Fink

Vor 300 Jahren, 1724, wurde Immanuel Kant geboren, dessen Gedanken die Philosophie bis in die Gegenwart geprägt haben. Helmut Fink nimmt diesen Jahrestag zum Anlass für eine kritische Betrachtung von Kants Erkenntnistheorie.
In seiner Schrift »Kritik der reinen Vernunft« (1781) versuchte Kant nichts Geringeres, als die Rechtmäßigkeit des Erkenntnisanspruchs der reinen Vernunft zu erörtern – und zwar mit dem Mittel der Vernunft. Als Antwort auf den Streit zwischen Empirismus und Rationalismus entwickelte er die Transzendentalphilosophie. Nach Kants Ansicht bringt der Mensch die Bedingungen für Erkenntnis schon mit, sodass wir wahrgenommene Erscheinungen der Außenwelt überhaupt als Objekte erkennen können. Kant ging dabei vom Stand der Wissenschaft seiner Zeit aus und betrachtete die Newtonsche Physik als allgemeingültig. Doch im 20. Jahrhundert haben Relativitätstheorie und Quantentheorie gezeigt, dass die Newton‘sche Physik lediglich einen Sonderfall beschreibt. Im Lichte der modernen Physik erweist sich auch Kants Erkenntnistheorie als überholt. Gleichwohl bleibt die Frage bestehen, warum unsere Vorstellungen die Außenwelt meist korrekt repräsentieren. Wie Helmut Fink zeigt, bietet die Evolutionäre Erkenntnistheorie hier einen tragfähigen Ansatz zur Erklärung, der den Stand der modernen Wissenschaft berücksichtigt.

01.02.2024|

Podcast-Gespräch • Meinard Kuhlmann • Wissenschaftsphilosophie im Einsatz

Quantenmechanik und Quantenfeldtheorien spielen eine zentrale Rolle in der mathematischen Naturbeschreibung. Quantenfeldtheorien haben sich in der fundamentalen Physik als überaus erfolgreich erwiesen, da ihre Voraussagen sehr präzise überprüfbar sind. Dennoch sind wichtige Interpretationsfragen nach wie vor umstritten. Zudem sind Quantentheorien und Quantenfeldtheorien in ihren Grundbegriffen unvereinbar mit der zweiten grundlegenden Rahmentheorie der theoretischen Physik, der Relativitätstheorie. Deshalb erwarten Fachleute, dass die fundamentale Physik in absehbarer Zukunft eine grundsätzliche Veränderung erfahren wird. Zu ihnen gehört auch PD Dr. Meinard Kuhlmann, der an der Universität Mainz die Professur für Wissenschaftsphilosophie vertritt. Mit ihm spricht Helmut Fink über die Funktion dieser Theorien als Vorhersageinstrument und als Versuch, ein Stück der Welt abzubilden. Als weiteren Aspekt betrachten sie die Philosophie komplexer Systeme, die Ökonophysik, die Ansätze der Physik anwendet, um sozioökonomische Phänomene zu verstehen.

15.04.2023|

Podcast-Gespräch • Sascha Hohmann • Wo lässt es sich im Universum leben?

Fast 5000 Planeten in anderen Sternensystemen wurden inzwischen detektiert. Aber ist die Erde der einzige Planet, auf dem Leben möglich wäre? Kommt es dabei nur auf flüssiges Wasser und damit die Temperatur auf dem Planeten an oder gibt es noch andere Bedingungen, die Planet und Stern erfüllen müssen? Und warum sind die meisten bisher gefundenen Planeten dafür ziemlich ungeeignet? Über diese und andere Fragen sprach Konstantin Haubner vom Kortizes-Team mit Dr. Sascha Hohmann vom Leibniz Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, IPN, Kiel.

15.02.2023|

Podcast-Gespräch • Aleksandar Janjic • Was lebt? Die Grundfrage der (Astro-)Biologie

Der Astrobiologe Aleksandar Janjic von der TU München befasst sich in seinen Forschungen mit der Definition des Begriffs »Leben«. Im Gespräch mit dem Molekularbiologen und Kortizes-Mitarbeiter Franz Klebl erläutert er die Probleme herkömmlicher Ansätze und stellt einen eigenen, innovativen Vorschlag zur Diskussion.

15.12.2022|

Freigeist (56) • Nobelpreis für die Grundlagen der Quantentheorie • Hör-Kolumne von Helmut Fink

Mit Verleihung des diesjährigen Physiknobelpreises für Forschungen zur Quantenverschränkung ist eines der faszinierendsten Gebiete der modernen Physik in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Der US-Forscher John F. Clauser, sein französischer Kollege Alain Aspect und der Österreicher Anton Zeilinger haben in den letzten Jahrzehnten wegweisende Experimente mit verschränkten Photonenpaaren erdacht und durchgeführt. Dabei wurde nachgewiesen, dass die Messwerte an zwei verschränkten Teilsystemen so stark korreliert sein können, dass es keine klassische Erklärung durch lokale verborgene Variable für dieses Verhalten gibt

Helmut Fink erläutert die Bedeutung dieser Erkenntnis für unser Naturbild und blickt auf die Debatten um die Quantentheorie von den 1930er Jahren bis heute zurück. Anschließend gibt er einen Ausblick auf Anwendungsfelder für die Quantentechnologie. So können verschränkte Quantenzustände als Ressource für hochleistungsfähige Quantencomputer und die Technologie der Quantenverschlüsselung dienen. Auch die Übertragung eines Quantenzustands auf ein anderes System, die sog. Quantenteleportation, nutzt die Eigenschaften der Verschränkung aus.

01.11.2022|

Freigeist (50) • Als Atheist im Bibel-Museum • Hör-Kolumne von Helmut Fink

In dieser Folge unserer Hör-Kolumne berichtet Helmut Fink von seinem Besuch im neu eröffneten Nürnberger Bibel-Museum. Sein Fazit: Die Ausstellung ist hochwertig gestaltet, didaktisch durchdacht und bietet trotz der erwartungsgemäß einseitigen Darstellung einige Denkanstöße, aus denen auch säkulare Humanisten Gewinn ziehen können, etwa darüber, welche Überzeugungen wir vertreten und wie wir diese begründen.

01.05.2022|

Freigeist (47) • Humanistische Lebenseinstellung – Helmut Fink im Gespräch mit Konstantin Haubner

Konstantin Haubner ist Physiker, säkularer Humanist und engagiert sich im Team von Kortizes. In seinem Masterstudium ist er auf Astrophysik spezialisiert, in der Wissenschaftskommunikation interessieren ihn vor allem die Berührungspunkte zwischen Forschung, Weltanschauung und künstlerischem Schaffen, etwa bei der Musik. Neben seinem Engagement in einer Humanistischen Hochschulgruppe geht es im Gespräch mit Helmut Fink auch um die Frage, wie sich mit dem gesellschaftlichen Wandel auch die Arbeitsfelder für den säkularen Humanismus verändern werden.

01.02.2022|

Podcast-Gespräch • Dr. Dieter Hölzl • Von Sternen und Menschen – Astronomie für die Öffentlichkeit

Dr. Dieter Hölzl ist Präsident der Astronomischen Gesellschaft in der Metropolregion Nürnberg und führt in der Regiomontanus-Sternwarte eine breite Öffentlichkeit an die Beobachtung des Sternenhimmels heran. Für viele ist dies der erste Kontakt mit der Himmelskunde, denn im Schulunterricht kommt sie bestenfalls am Rande vor. Helmut Fink sprach mit dem engagierten Wissenschaftsvermittler Hölzl über seinen eigenen Weg zur Astronomie, über die Vermittlung dieser Naturwissenschaft an Jugendliche und Erwachsene und über die bedeutende Rolle Frankens in der Astronomiegeschichte.

15.12.2021|

Podcast-Gespräch • Thomas Stauss • Die Illusion des Wissens – Zauberspiele von der Aufklärung bis zur Gegenwart

Aufklärung durch Täuschung – unter diesem Motto vermittelten im 18. Jahrhundert reisende Schausteller und Dozenten dem staunenden Publikum die neu entdeckten Phänomene der Physik. Mit eigens konstruierten Apparaten führten sie Elektrizität, Magnetismus und Mechanik vor, häufig im Gewand von Zaubertricks. Ihr Ziel war, Wissen zu vermitteln, zu unterhalten und vor Scharlatanen zu warnen, die physikalische Phänomene als Magie ausgaben. Thomas Stauss hat sich als Buchautor mit diesem Kapitel Kulturgeschichte beschäftigt. Mit ihm unterhält sich Brynja Adam-Radmanic.

15.06.2021|

Podcast-Gespräch • Thomas Fraps • Der Reiz des Unmöglichen – Von den Fallstricken der Wahrnehmung zur Ästhetik der Illusionen

Zauberkünstler lassen auf der Bühne das Unmögliche scheinbar wirklich werden. Mit ausgefeilten Tricks und geschicktem Schauspiel führen sie unsere Wahrnehmung auf spielerische Weise in die Irre. Doch manchmal kommt es vor, dass Trickser ihre Kunststücke als reale, paranormale Phänomene ausgeben. Sogar Physiker sind bereits auf solche Manipulationen hereingefallen, während Bühnenzauberer ihnen leicht auf die Schliche kommen. Thomas Fraps kennt als Diplom-Physiker und Zauberkünstler beide Seiten. Mit ihm hat sich Brynja Adam-Radmanic über Illusion, Show und Wissenschaft unterhalten.

15.05.2021|

Podcast-Gespräch • Prof. Dr. Dr. Gerhard Vollmer • Wissenschaft gestern, heute und morgen

Prof. Dr. Dr. Gerhard Vollmer ist Physiker, Philosoph und Mitbegründer der Evolutionären Erkenntnistheorie. Seine Forschungsschwerpunkte sind Biowissenschaft, Wissenschaftsphilosophie und Künstliche Intelligenz. Im Gespräch mit Helmut Fink schildert Vollmer seine Perspektive auf den Wandel wissenschaftlicher Debatten in den letzten Jahrzehnten, von der eigenen Pionierarbeit als Forscher über die Auseinandersetzung mit postmoderner Beliebigkeit bis hin zur Faszination für die Erkenntnisse der Grundlagenforschung.

15.03.2021|

Freigeist (18) • Quantentheorie und Weltbild • Hör-Kolumne von Helmut Fink

Die quantenmechanische Beschreibung der Welt im Kleinsten unterscheidet sich radikal von der Beschreibung der uns bekannten Umgebung durch die klassische Physik. Worin bestehen diese Unterschiede? Und für welche Probleme und Anwendungen sind sie relevant? In Einstimmung auf das Physik-Symposium, das vom 20. bis zum 22. September in Nürnberg stattfindet und bei dem Kortizes Mitorganisator ist, gibt Helmut Fink in dieser Folge seiner Hör-Kolumne einen Einblick in die Quantentheorie und die Bedeutung der modernen Physik für unser Weltbild. So geht es etwa um die unverzichtbare Rolle des mathematischen Formalismus und um die Herausforderung, das mathematisch Beschreibbare und Vorhersagbare in Vorstellungen physikalischer Realität zu übersetzen. Dabei stellt Fink auch umstrittene Fragen des Forschungsfeldes vor, wie das sogenannte Messproblem der Quantenmechanik, und die verschiedenen Lager des Interpretationsstreits, der sich daran entzündete.

01.09.2019|
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