Freigeist (55) • Neuronale Anregungen • Hör-Kolumne von Helmut Fink

Das Verhältnis von Gehirn und Ich-Gefühl, von Neuronenaktivität und mentalen Zuständen, ist zentrales Thema der Philosophie des Geistes. Das jetzt erschienene Buch »Wo sitzt der Geist?« nähert sich diesem Gegenstand mit Beiträgen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Fächer. Sie zeigen, dass sich die gegenwärtig diskutierten Erklärungen unserer geistigen Fähigkeiten oft nicht auf das Gehirn beschränken, sondern Körper und Umwelt einbeziehen. Helmut Fink, Mitherausgeber des Bandes, stellt in dieser Ausgabe seiner Hör-Kolumne einige vielversprechende Theorieansätze der Hirnforschung vor. Dazu gehört u.a. die Rolle synchroner Entladungen, das Konzept der integrierten Information und der Abgleich eingehender Reize mit Voraussageleistungen des neuronalen Netzwerks.

01.10.2022|

Podcast-Gespräch • Prof. Dr. Christoph von der Malsburg • Geist im Computer? Von künstlicher Intelligenz zu autonomen Organismen

Was wissen wir heute über das Gehirn? Und lassen sich Erkenntnisse über uns selbst auf Künstliche Intelligenz (KI) übertragen? Was etwa brauchen Maschinen, um autonom handeln zu können? Über Fragen wie diese spricht Helmut Fink mit dem Neuroinformatiker Christoph von der Malsburg. Er macht dabei besonders auf offene Fragen aufmerksam. In der Grundlagenforschung sieht der der Experte für Informationsverarbeitung das sogenannte Bindungsproblem als noch nicht gelöst, also wie all das, was wir sinnlich wahrnehmen, zu einem ganzheitlichen Eindruck zusammengeführt wird. In der KI-Entwicklung dagegen fehlt laut von der Malsburg ein anderes entscheidendes Merkmal: Seiner Analyse nach werden selbstfahrende Autos und andere Maschinen, von denen wir erwarten, eigenständig Probleme lösen zu können, nicht ohne eine eigene Antriebsstruktur auskommen. Sie brauchen Ziele, Interessen, Prioritäten. Er ist überzeugt: Sie müssen uns innerlich ähnlicher werden, um ihre Aufgabe erfüllen zu können. Auch wenn die Entwicklung solcher KI mit Gefahren verbunden ist, werden solche elektronischen Organismen unausweichlich ein Teil unserer Zukunft sein, ist von der Malsburg überzeugt.

15.02.2020|
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