Unsere zivilisierte Gesellschaft lehnt körperliche Misshandlungen als Bestrafung ab, im modernen Strafrecht wurden sie durch Gefängnis- und Geldstrafen ersetzt, wie es unserem Selbstbild als humaner Gesellschaft entspricht. Strafen sollen durch Belehrung und Abschreckung künftige Delikte verhindern. Zudem sollen sie der Vergeltung dienen. Doch gerade der Gedanke von Sühne und Vergeltung erscheint unwürdig für zivilisierte Humanisten. Diese hehren Ideale widersprechen aber der alltäglichen Realität, sagt der Philosoph Franz Josef Wetz in dieser Folge seines Podcasts. Wenn ein schweres Verbrechen wie Mord oder jahrelanger sexueller Missbrauch mit einer geringen Strafe belegt werden, empfinden wir das als zutiefst ungerecht. Auf welcher Grundlage lässt sich in solchen Fällen ein Strafmaß finden, das als angemessen betrachtet wird? Eine Antwort finden wir, indem wir das Problem aus einer anderen Perspektive betrachten. Dann sehen wir uns im tiefen Inneren konfrontiert mit erschreckenden archaischen Impulsen, die wir gerne verleugnen.
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