»Werde, der du nicht bist«! Muss es nicht vielmehr heißen: »Werde, der du bist«? Aber wer bin ich denn? Einst glaubte man, aus dem, was der Mensch ist, ableiten zu können, wie er zu leben habe. Diese Verbindung zwischen Lebensdeutung und Lebensorientierung wird in der Moderne vielfach infrage gestellt: Während einige verkünden, dass wir alles werden können, was wir möchten, sehen andere die individuelle Entwicklungsfreiheit durch gesellschaftliche und biologische Bedingungen eingeschränkt. Beides lässt sich kombinieren: »Werde, der du sein möchtest im Rahmen deiner Möglichkeiten«. Zu diesen Möglichkeiten gehört eine großartige, paradoxe Lebenschance: nämlich der zu werden, der man nicht ist, um sich selbst nicht zu verpassen. Wie Selbstverlust als Selbstgewinn möglich ist, zeigt der Philosoph Franz Josef Wetz in dieser Folge seines Podcasts.